Mit biblischen Erzählfiguren stellt Conny Straub in diesen Tagen immer wieder eine neue Szene zur Passions- und Ostergeschichte ins Fenster neben der Eingangstüre des Gemeindezentrums.
Schauen Sie herein – analog oder digital!
Die Salbung in Betanien
Jesus war in Betanien.
Er war zu Gast bei Simon, dem Aussätzigen.
Da kam eine Frau zu Jesus. Sie hatte ein Fläschchen mit teuerstem Salböl bei sich.
Als Jesus am Tisch lag und aß, träufelte sie ihm das Salböl auf den Kopf.
Als die
Jünger das sahen, ärgerten sie sich.
Sie sagten: »Wozu diese Verschwendung?
Man hätte es teuer verkaufen und das Geld den Armen geben können.«
Jesus
bemerkte das und sagte zu ihnen:
»Warum macht ihr der
Frau das Leben schwer?
Sie hat etwas Gutes für mich getan.
Es wird immer Arme bei euch geben.
Aber mich habt ihr nicht für immer bei euch.
Sie hat mich im Voraus für mein Begräbnis gesalbt,
als sie dieses Öl über meinen Körper gegossen hat.
Amen, das sage ich euch:
Überall in der Welt, wo die Gute Nachricht von mir weitergesagt wird,
wird auch erzählt werden, was sie getan hat.
So wird man sich immer an sie erinnern.«
Liebe Mitmenschen,
wie gerne
würden heute viele genau das tun,
was die Frau in Betanien für Jesus getan hat:
einen angehörigen Menschen im Pflegeheim oder im Krankenhaus besuchen
und ihr oder ihm etwas Gutes tun, einen letzten Liebesdienst erweisen,
wenn man weiß, dass der geliebte Mensch nicht mehr lange zu leben hat.
Ihm wenigstens nahe sein, zärtlich über den Kopf streicheln,
die Hand halten und ein gutes Wort sagen,
einen Dank, eine Liebeserklärung, ein tröstendes Gebet.
Das ist
derzeit durch die Besuchssperren und Abstandsgebote unmöglich.
Denen, die draußen bleiben müssen, zerreißt es das Herz.
Wenn der Mensch dann stirbt, konnte man nicht mehr Abschied nehmen –
dem Verlust wird ein weiterer bleibender Schmerz zugefügt.
Auf analoge,
praktische und sinnliche Liebeserweise,
wie die Frau ihn Jesus geschenkt hat, müssen wir derzeit verzichten.
Glücklich kann sich schätzen, wer seine Lieben noch mit dem Telefon erreichen
kann.
Bei manchen ist auch das nicht mehr möglich.
Gerade diese verstehen dann nicht, warum der Besuch ausbleibt.
Und werden darüber traurig.
Ich frage
mich:
Können wir trotzdem miteinander verbunden bleiben?
Mit guten Gedanken, in einem Gebet?
„Gott ist
die Liebe.
Und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott in ihm.“ (1. Johannesbrief
4,16).
Darauf
möchte ich vertrauen:
Dass es über Gott eine Verbindung zu dem Menschen gibt,
den wir lieben und dem wir trotz physischer Distanz innerlich nahe sind.
Ihre Pfarrerin
Dorothea Kik